18.11.2025 18:00

Wie man ein Metal-Festival überlebt: Ein vollkommen seriöser Guide für Einsteiger

Der nicht ganz so ernst gemeinte Metal-Guide.
Der nicht ganz so ernst gemeinte Metal-Guide. (Bild: Bound by Metal)

Für alle, die nach drei Tagen Schlamm, Bier und Blastbeats immer noch nicht wissen, wo ihr Zelt steht, haben wir von Bound by Metal einen exklusiven Festival-Guide zusammen gestellt. Ausgelegt auf absolute Metal-Beginner und voll kompatibel zu allen Festival-Anfängern. Aber auch alte Hasen können von uns ganz bestimmt noch etwas lernen.

1. Wähle dein Zelt wie deine Lieblingsunterhosen: robust, tragfähig und leicht zu reparieren

Wenn dein Zelt aussieht wie ein nasser Teebeutel nach einem Moshpit, wird es dich nicht retten. Und um als zeltloser Freiland-Metaller ein Festival überstehen, dafür brauchst du schon gute Connections auf dem Feld. Außer du bist eine junge, attraktive Frau. In dem Fall hast du quasi die Zeltwahl. Investiere also in etwas, das Wind, Regen und Betrunkene übersteht. Pro-Tipp: Nimm kein weißes Zelt. Es wird am zweiten Tag die Farbe von Slayer-Blood Red haben – mit Aromen von Bier und verbrannter Grillwurst.

2. Bier ist keine Mahlzeit, es ist eine Religion

Auf Festivals ersetzt Bier die Grundnahrungsmittelgruppe „Wasser“. Trinke es kalt, warm oder aus einer schiefen Gießkanne – Hauptsache du trinkst es verantwortungslos verantwortungsbewusst. Aber denk daran: Nach zehn Dosen Pils hast du keinen Bart, du bist der Bart.

3. Der Toiletten-Krieg: Willkommen in der Hölle

Die Dixi-Klos sind keine sanitären Einrichtungen – sie sind Prüfungen deiner inneren Stärke. Nimm Klopapier mit. Nein, mehr. Nein, noch mehr. Stell dich mental darauf ein, deine eigene Seele zurückzulassen, wenn du eine betrittst. Die Hölle hat Feuer. Festivaltoiletten haben Geruchsdimensionen. Multidimensionale.

4. Kleide dich schwarz, aber funktional

Schwarz ist Pflicht. Es steht für Rebellion, Dunkelheit, und die Fähigkeit, Senf- und Schlammflecken zu kaschieren. Aber sei kein Held: Boots oder auch Gummistiefel sind dein bester Freund. Niemand sieht im kniehohen Dreck cool aus – außer du willst in die „Lost and Found“-Rubrik der Festival-Facebook-Seite.

5. Lerne, Bands anhand von Lautstärke und Bartlänge zu identifizieren

Du wirst oft nicht wissen, wer gerade spielt. Macht nix. Faustregel:

  • Wenig Bart, viel Gegrunze = Deathcore
  • Langer Bart, Gitarrensoli, Wikingerflaggen = Klar, Viking Metal
  • Kein Bart, nur Nebel und unverständliches Gekeife = Black Metal
  • Kein Bart, stattdessen tapfere Recken in glänzenden Rüstungen = Power Metal
  • Leder, Nieten, Bart vorwiegend auf dem Kopf = TrVe Metal
  • Wohlgestutzte Bärte und modische Frisuren allerorten = Herzlich willkommen, du bist auf dem falschen Festival gelandet.

6. Schlaf ist für Schwache. Oder Clevere.

Du hast zwei Möglichkeiten:

  1. Durchmachen bis du mit dem Zelt redest. Oder das Zelt mit dir.
  2. Ohrstöpsel, Schlafmaske und ein Herz aus Stahl.

Du wirst eh irgendwann in deinem Campingstuhl aufwachen – mit Sonnenbrand, einem halbvollen Bier im Schoß und einer fremden Socke im Gesicht. Das wäre dann ein für ein Metal-Festival in etwa durchschnittliches Erlebnis.

7. Moshpits: Sportliche Aktivität oder Nahkampf-Simulation?

Wenn der Pit aufgeht, entscheide schnell:

  • Mitmachen – du brauchst stabile Schuhe und eine Krankenversicherung.
  • Ausweichen – am besten zur Pommesbude.
  • Oder der legendäre „Wall of Nope“: Einfach rückwärts in die Menge gleiten, als wärst du nie da gewesen.

8. Duschen? Nur was für Spießer. Oder Legenden.

Duschen auf Festivals ist wie im Hotel im nächsten Städtchen schlafen: theoretisch möglich, aber verpönt und deswegen wohl auch selten gesehen. Alternativen:

  • Feuchttücher (unbenutzte!)
  • Deo (eine Dose reicht vollkommen)
  • Rauch vom Grill als natürliche Desinfektion
  • Eine Regenpfütze (nur wenn es geregnet hat, ansonsten ist das vermutlich kein Wasser)

Oder du gibst auf und wirst Teil der Geruchskulisse – ein olfaktorisches Gesamtkunstwerk.

9. Genieße den Moment, und poste später

Du bist nicht hier, um 1.000 Stories zu posten. Du bist hier, um Headbangen, Bierduschen, Sonnenuntergänge über Zeltburgen und das Gefühl, dass 50.000 Leute gemeinsam zu deinen Lieblings-Bands mitgrölen. Das ist kein Event, das ist ein Ritual.

Fazit: Du wirst nicht derselbe Mensch sein.

Du wirst verbrannt, verschlammt, verkatert und wahrscheinlich verliebt in eine Person sein im Elfenkostüm. Aber du wirst überleben. Und nächstes Jahr sagst du wieder: „Ich sollte dieses Jahr wirklich mal ein Zelt mitnehmen.“