03.12.2025 22:00

Métal Noir Québécois – Eine Einführung in die französisch-kanadische Black Metal-Szene

Métal Noir Québécois – Eine Einführung in die französisch-kanadische Black Metal-Szene
Métal Noir Québécois – Eine Einführung in die französisch-kanadische Black Metal-Szene

Vom Metal-Mainstream weitgehend unbemerkt hat sich in kanadischen Québec eine lebendige Black-Metal-Szene formiert, die ihre ganz eigene Identität mit ihrem ganz eigentümlichen Sound zelebriert, und das seit rund zwei Jahrzehnten. Die Rede ist vom "Métal Noir Québécois".

Die skandinavische Black Metal-Szene kennt quasi jeder halbwegs informierte Metaller, der nicht unter einem Stein lebt, liegen dort doch die Ursprünge der schwarzmetallischen Raserei. Deutlich unbekannter sind dagegen die Subszenen im Black Metal, meist regional begrenzt, die ihren eigenen Stil mit entsprechendem Wiedererkennungswert entwickelt haben. Nennenswert sind hierbei z.B. die griechische und polnische Szene.

Hier und jetzt soll es um den französisch-kanadischen Black Metal gehen, den "Métal Noir Québécois", dessen Bands sich auf das Umfeld der namensgebenden Stadt erstrecken. In diesem kleinen Teil Amerikas hat sich eine eigene und schlagkräftige Black Metal-Bewegung heraus gebildet, die ihren ganz eigenen Sound entwickelt hat und weiter verfolgt.

Während Montréal als Heimat so einiger bekannter Death Metal-Bands mit bekannten Vertretern wie Kataklysm und Cryptopsy gilt und auf der Landkarte des Metal recht bekannt ist, brodelt der Black Metal Underground in Québec, von der breiten Masse kaum bemerkt, bereits seit etlichen Jahren vor sich hin. Zeit das gerade zu rücken und den "Métal Noir Québécois" etwas mehr zu beleuchten.

"Métal Noir Québécois" ist nicht nur der Name der regional verwurzelten Szene, sondern auch der Name des ersten Albums von Forteresse, die zusammen mit Délétère, Csejthe und Sorcier des Glaces zu der aktuellen Speerspitze dieses Mikro-Genre gezählt werden dürfen. Klar, dass sich die Szene-Bezeichnung wiederum aus dem Debüt-Album speist. Als Veteranen und Ahnen der Szene gelten neben den immer noch sehr lebendigen Forteresse und Sorcier des Glaces auch die mittlerweile etwas vor sich hin dämmernden Monarque, Sombres Forêts und Gris.  

Puristen mögen die rumpelnde Produktion vergangener Glanztaten lobpreisen, doch mit den letzten Outputs hat sich die Sound-Qualität doch merklich verbessert, ohne die Identität der Szene Québecs auch nur irgendwie zu verleugnen. Es macht richtig Spaß, den aktuellen Alben zu lauschen. Hier wurde meist genau die Mitte getroffen aus Konzert- und Kelleratmosphäre. Alles nicht überproduziert, so wie es sich für Black Metal eben gehört (schlichte Meinung des Autors).  

Stilbildend hier kurz vorgestellt und als Hörprobe empfohlen werden sollen zwei historisch gesehen noch neuere Outputs, die die jeweiligen Bands doch deutlich nach oben katapultiert haben, dank ihrer herausragenden Qualität. Zum einen "Thèmes Pour la Rébellion" von Forteresse aus dem Jahr 2016, und "De Horae Leprae" von Délétère aus 2018. Man kann durchaus sagen, dass sich auf diesen Alben die Quintessenz der Szene zeigt, also das was den Reiz und die Eigentümlichkeit des "Métal Noir Québécois" ausmacht.

Hervorzuheben ist die geradezu hypnotische Eingängigkeit der Kompositionen, die eingängig-ruhig-melodiöse Verspieltheit der Gitarren mit teils – sofern das im Black Metal überhaupt so genannt werden darf – catchy Gitarrenläufen, die sich über kurz oder lang in die Ohren rein fräsen. Selbst die Vocals können teilweise als eigenes Instrument begriffen werden, so harmonisch und doch zur Instrumentierung kontrapunktisch akzentuiert fügen sie sich in den Kosmos ein. Gesungen wird natürlich auf Französisch. Identität und Geschichte spielen eine wichtige Rolle im Selbstverständnis der kleinen aber lautstarken Szene.

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Doch bevor man die ganzen Akzente und Details wahr nimmt wird man beim ersten Hören zunächst einmal von einem flammenden Inferno heimgesucht, das die zurückgebliebene Asche gleich mit zelebriert. Das Gaspedal meist durchgetreten werden dem Hörer nur wenige ruhige Passagen gegönnt, die sich jedoch mit ihrer oft mystisch-historisch-szenischen Atmosphäre völlig natürlich ins Gesamtbild zu einer organischen Kulisse verweben, die einen Landschaft, Geschichte und Kulturerbe der Region in ihren dunklen Tagen förmlich spüren lassen. Gleichermaßen entfalten die Songs eine auflehnende und allen Heimsuchungen zum Trotz befreiende Wirkung.

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Wer etwas mehr historische Beleuchtung möchte und zu den Anfängen der Szene zurück möchte, dem seien die eigentümlichen Gris mit "Il Était une Forêt..." oder das Debut-Album von Forteresse empfohlen. Qualitativ besonders hervorzuheben: Monarque mit "Ad Nauseam".

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Heimat der Szene Québecs ist vor allem das ortsansässige Label Sepulchral Productions, das wiederum aus der Band Frozen Shadows hervor ging, einem der ersten Vertreter der dortigen Szene. Doch auch das deutsche Label Eisenwald kümmert sich um die Verbreitung des "Métal Noir Québécois" und hat Bands wie Cantique Lépreux und Précieux Sang unter Vertrag, vertreibt aber auch Outputs und Merch von Forteresse.

Wer einen Rundumschlag und eine erste recht repräsentative Auswahl möchte, dem sei die Split-EP "Légendes" mit Monarque, Forteresse, Csejthe und Chasse-Galerie als Einführung in den französisch-kanadischen Black-Metal-Sound ans Herz gelegt.